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Beitrag vom 08.06.2008
Donna Summer - Crayons. AVIVA-Berlin sagt Goodbye
Tatjana Zilg
"The Queen Is Back" singt die Disco-Ikone der 70er selbstbewusst auf dem Studioalbum, das nach 17jähriger Abstinenz vom Musikgeschäft erscheint. Und sie macht ihrem königlichen Rang alle Ehre...
... Sommerfrische Funky Beats sprühen aus den Songs. Bluesige Abstecher nach Mississippi und Begegnungen mit brasilianischen Bossa Nova Rhythmen bereichern den feurigen Sound um weitere temperamentvolle Komponenten.
Wer in den siebziger und frühen achtziger Jahren
durchlebte Nächte unter der Discokugel verbracht hat, wird Donna Summer in bester Erinnerung haben. Ihre extrem tanzbaren Songs und ihr schillerndes Auftreten ließen ihren Namen zum Inbegriff der Funkytown-Welt auf Disco-Tanzflächen werden, so dass auch diejenigen, die damals noch zu jung waren, sie heute als eine der großen Ikonen aus der Musikzeitgeschichte kennen. Dazu trägt auch ihre beeindruckende
Ausstrahlung als Diva bei, die sie mit einer Mischung aus Temperament, Unnahbarkeit und extravaganten Outfits erreicht.
Wie es sich für eine Diva gehört, begleiteten auch
Skandale ihren Weg. Begonnen hatte alles mit einem Musical. Nach ersten Gehversuchen im Musikgeschäft in Amerika zog sie
im Jahr 1968 für eine Rolle im Musical "Hair" nach Deutschland. Es folgten weitere Engagements und die Heirat mit dem Österreicher Helmuth Sommer. Neben dem Familienleben – sie haben gemeinsam eine Tochter – erweiterte sie ihr berufliches Spektrum um einen Gesangspart im
Popchor Family Tree, der ab 1972 in Deutschland einige Erfolge feierte. Bald darauf wurde sie
von dem Münchner Produzenten- und Songwriterteam Giorgio Moroder und Pete Bellotte als Solo-Sängerin entdeckt und startete mit ihrer glorreichen Karriere durch.
Zu dieser Zeit konnte noch mit Dingen provoziert werden, die heutzutage als Spaß-Faktoren anerkannt sind und kaum jemand ernst nimmt: Ihr erster internationaler Hit
"Love To Love You Baby" sorgte wegen der aufreizenden Stöhnlaute, die den Refrain begleiten, für skandalöse Schlagzeilen. Es bewahrheitete sich, was die Publizistik schon längst erforscht hatte: Skandale erhöhen die Aufmerksamkeit und beschleunigen den Weg nach oben. Da Donna Summer
eine außergewöhnlich gute Soul-Stimme hat und ihre Songs das Blut in Wallung bringen durch packende Rhythmen, eingängige Hooklines und hypnotisierende BPMs, hielt sie sich jahrzehntelang an der Spitze der Weltstars.
"I Feel Love", "Last Dance" und
"Hot Stuff" sind nur einige Titel ihrer Charterfolge.
Anfang der achtziger Jahre trennte sie sich vom Produzententeam Moroder und Bellotte und arbeitete mit
Quincy Jones, Richard Perry und Michael Omartian zusammen, mit denen sie ihr musikalisches Spektrum erweiterte und sich von einem zu engen Disco Korsett löste. In den neunziger Jahren wurde es um sie ruhiger und Summer zog sich aus dem aktiven Musikgeschäft zurück. Ihr Werk und ihre charismatische Persönlichkeit wurde 1992 mit einem
Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame bedacht. 1998 erhielt Donna Summer als erste Künstlerin einen
Grammy in der Kategorie "Best Dance Recording" für
"Carry On", das sie bereits eine Dekade zuvor veröffentlicht hatte.
Eigentlich war sie sich nicht sicher, ob sie je wieder mit neuen Songs ins Rampenlicht treten wollte, doch nachdem alle ihre Kinder erwachsen waren, gab sie dem inneren Drang nach und kehrte ins Studio zurück. Mit
einem jungen Songwriter-Team (Greg Kurstin und Danielle Brisebois), schrieb sie dreizehn Songs, die – wie der Albumtitel "Crayons" verspricht –, eine großartige
Palette an auditiver Farbenpracht in den CD-Player holen.
Nicht nur mit
"The Queen Is Back" schuf sie sich eine glitzernde Selbstreferenz, auch in
"Mr. Music" und
"Fame (The Game)" spiegelt sich die Biografie der weltberühmten Zeitzeugin der glamourösen Disco-Dekade. Mit der Einbindung von Elementen aus den Bereichen Electro Pop, Ambiente und House werden die Songs zu zeitgemäßen Ohrwürmern, die ihr den Platz auf dem Thron als Musikikone sichern. Aber sie entdeckt auch benachbarte Bereiche für sich und erobert sie mühelos: Dass ihr der Blues im Blut liegt, beweist sie mit
"Slide Over Backwards", mit
"Bring Down The Reign" reist sie bis nach Afrika und in
"Drivin´ Down Brazil" erkundet sie das warme Esprit des Bossa Nova.
Weiterhören: Queen Latifah und
Amy WinehouseDonna Summer im Netz: www.donnasummer.com und auf
Myspace.
AVIVA-Tipp: Verführerisch und sexy wie eh und je, als wäre sie nie von der Bildfläche des Musikgeschäfts verschwunden, zeigt sich Donna Summer auf dem aktuellen Album, das ihr ein Comeback mit Leichtigkeit gelingen lässt. Die Singleauskoppelung "I´m A Fire" erreichte im April 2008 die Nr. 1 der Billboard Dance Club Charts. In Deutschland erschien Ende Mai 2008 die Single "Stamp Your Feet".
Donna Summer
CrayonsLabel: Sony, VÖ Juni 2008